Probleme in der Paartherapie erkennen
Ja, Paartherapie kann in vielen Fällen dazu beitragen, die Konflikte auch in einer stark belasteten – ja, irgendwie „kaputten“ – Beziehung zu klären, vorausgesetzt beide (!) Partner sind bereit, sich aktiv zu beteiligen, ihre eigenen Beiträge zu den Problemen der Beziehung zu erkennen und Verantwortung zu übernehmen. Das ist das Wichtigste! Aber nicht das Einzige.
Die weiteren Zutaten einer erfolgreichen Paartherapie sind aber oft leichter zu erfüllen:
Sich einzulassen auf den Prozess bedeutet, dabei zu bleiben und durchzuhalten, auch wenn es schwierig wird, lange dauert und unendlich viel Kraft kostet.
1. Ein Paartherapeut, dem das Paar vertrauen kann und von dem sie sich verstanden fühlen.
2. Arbeit an der Kommunikation. Viele Beziehungsprobleme sind Folge mangelnder oder ineffektiver Kommunikation. Paartherapie kann helfen, schädliche Kommunikationsrituale abzustellen (“Du hast schon immer …”) , und stattdessen lösungsorientierte Kommunikationstools kennenzulernen und einzuüben, sodass Partner ihre Bedürfnisse und Gefühle auf gesunde Weise ausdrücken können.
3. Wiederherstellung der emotionalen Verbundenheit. Paartherapie wirkt nur dann, wenn sich die “Gefühlslage” bei beiden Partnern bessert. Dazu bietet sie Werkzeuge an – und jede Sitzung schult die Partner, die eigenen Gefühle wahrzunehmen – und die der Partnerin.
4. Heilung von Verletzungen. In der Paartherapie kommen häufig tiefer liegende frühere Verletzungen und Enttäuschungen ans Licht, die möglicherweise die Grundlage der aktuellen Probleme bilden.
Hat Paartherapie bei häufigen Lügen und Vertrauensbrüchen einen Wert?
Wenn Partner gar nicht mehr miteinander reden können, weil die Verletzungen durch gewohnheitsmäßigen Lügen oder Betrügereien zu vielfältig sind, hat das Paar einen längeren Weg vor sich, wieder zueinander zu finden und Vertrauen wieder aufzubauen.
Hier einige Aspekte, wie die Paartherapie in solchen Fällen arbeitet:
Lügen machen fassungslos – und sie können eine Beziehung zerstören. Auf der anderen Seite: Viele Menschen lügen aus Gründen die nicht verwerflich sind. So wird eine Affäre oft kleingeredet, weil man dem Partner nicht mehr wehtun will, als unbedingt nötig.
Was steckt hinter gewohnheitsmäßigen Lügen oder Betrügen?
Wenn Lügen oder Untreue kein einmaliger Ausrutscher sind, sondern sich wiederholen, liegt fast immer mehr dahinter als bloß „Charakterschwäche“. Oft geht es um tieferliegende Ängste, unerfüllte Bedürfnisse oder ungesunde Beziehungsmuster.
Häufige Hintergründe für Lügen
Der Wunsch nach Anerkennung: Viele, die fremdgehen oder doppelt spielen, sehnen sich nach Bestätigung. Sie wollen sich begehrt, gebraucht oder bewundert fühlen – etwas, das sie in der aktuellen Beziehung oft nicht (mehr) spüren. Die Affäre oder das heimliche Doppelleben stillt dann kurzfristig dieses Bedürfnis nach Selbstwert.
Das Bedürfnis, die Beziehung nicht zu gefährden: Paradox, aber auf den zweiten Blick verständlich: Manche Menschen lügen, um die Partnerschaft zu „schützen“. Sie glauben, die Wahrheit würde alles zerstören – also verschweigen sie Affären oder andere Konfliktthemen. Das Lügen wirkt in ihrem Kopf wie ein Versuch, das „heile Bild“ aufrechtzuerhalten, anstatt ehrlich über Probleme zu sprechen.
Vermeidung von Strafen und Konflikten: Oft steckt hinter Lügen die Angst vor Konsequenzen. Wer schon in der Kindheit gelernt hat: Wenn ich ehrlich bin, gibt es Ärger oder Liebesentzug, der greift später oft automatisch zur Lüge oder Notlüge, um Strafe, Vorwürfe oder Streit zu vermeiden.
Angst vor Bloßstellung und Scham: Viele empfinden tiefe Scham über ihr eigenes Verhalten. Da ist der Besuch einer Prostituierten oder die lang ersehnte und dann doch verweigerte Gehaltserhöhung. Statt sich dieser Scham zu stellen, wird lieber vertuscht, beschönigt oder gelogen. Das kurzfristige Ziel: Das eigene Selbstbild schützen, nicht bloßgestellt oder verurteilt werden.
Eine (Paar-)Therapie ist sehr anstrengend
Was heißt das für die Beziehung? So verständlich diese inneren Schutzmechanismen sein mögen – für den Partner oder die Partnerin, die belogen oder betrogen wird, ist das extrem verletzend.
Wiederholtes Lügen zerstört Vertrauen, macht misstrauisch und führt oft dazu, dass die Beziehung in Frage gestellt wird.
In der Paartherapie geht es deshalb immer auch darum, ob es noch eine Zukunft gibt. Aber auch darum zu verstehen:
- Warum passiert das immer wieder?
- Woher kommt die Angst vor der Ehrlichkeit?
- Welche Bedürfnisse wurden nie klar ausgesprochen?
- Und ist der lügende Partner wirklich bereit, Verantwortung zu übernehmen und neue Wege zu gehen?
Nur wenn beide offen hinschauen, sich ehrlich zeigen und der lügende Partner seine Muster erkennt und ändert, kann Vertrauen wieder wachsen. Sonst wiederholen sich die Täuschungen – mit immer neuen Verletzungen.
Das hilft (manchmal)
Wenn das Lügen Teil eines breiteren Musters von Betrug oder Manipulation ist, bietet sich zusätzlich zur Paartherapie auch eine individuelle Therapie für den lügenden Partner an.
Die Erwartungen an eine Individual- oder Paarttherapie sollten nicht zu hoch sein: vielen Betroffenen fällt es extrem schwer, auf Tricksereien in ihrem Leben zu verzichten.
Das kannst du mitnehmen
Beide Partner müssen sich einbringen: Paartherapie kann nur dann helfen, wenn beide bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und aktiv an den Problemen zu arbeiten.
Vertrauen braucht Zeit: Lügen und Betrug erschweren den Heilungsprozess. Die Therapie hilft, die zugrunde liegenden Ängste und Bedürfnisse zu verstehen und das Vertrauen langsam wieder aufzubauen.
Ehrlichkeit ist entscheidend: Der lügende Partner muss bereit sein, seine Muster zu erkennen und zu ändern. Ohne echte Veränderung wird das Vertrauen schwer wiederherzustellen sein.


