Vorteile einer Beziehungspause
Eine Trennung auf Zeit oder Beziehungspause ziehen Paare in Erwägung, die erschöpft sind von belastenden, wiederkehrenden Streitereien, die keine weiteren Verletzungen mehr ertragen wollen und dringenden Bedarf nach Abstand verspüren.
Rückzug schafft Zeit und Raum. Wenn die Beziehung von ständigen Konflikten belastet ist, wird eine Pause einen vorübergehenden Rückzug ermöglichen. Auch eine weitere Eskalation kann so verhindert werden. Die Partner gewinnen beide Zeit, in Ruhe über den Fortbestand der Beziehung nachzudenken, die eigenen Bedürfnisse zu reflektieren und zu entscheiden, ob man weiterhin zusammen sein möchte.
Wenn es gut geht, gelingt es, die persönlichen Ziele zu aktualisieren und neue Perspektiven für die Partnerschaft zu gewinnen, vielleicht sogar wieder Lust auf Nähe mit dem Partner zu bekommen, selbst wenn es anstrengend wird.
Nachteile und Risiken der Beziehungspause
Distanz schafft Distanz. Viele Paartherapeuten beobachten aber etwas Anderes: die Beziehungspause bedeutet Distanz zwischen den Partnern, die sich während der Beziehungspause in völlig unterschiedlichen Sphären bewegt haben – und Distanz löst bekanntlich keine Probleme. Im Gegenteil: die Partner entfremden sich weiter, insbesondere wenn während dieser Zeit keine Kommunikation stattgefunden hat. Das kann sehr belastend sein – und schnell knallt es wieder zwischen den Partnern.
Klare Regeln. Paartherapeuten empfehlen deshalb, klar zu definieren, wie lange die Pause dauern soll und welche Regeln und Erwartungen während dieser Zeit gelten. Es drohen sonst Missverständnisse und Verwirrung, was den Problemberg weiter anwachsen lässt.
Ist jetzt alles aus?
Eine Beziehungspause löst oft große Unsicherheit aus in Bezug auf die Zukunft der Beziehung, sowohl bei den Partnern als auch bei anderen Beteiligten, insbesondere Kindern. Auch hier ist eine beidseits abgestimmte Kommunikation erforderlich.
Empfehlungen
Regel 1: kurze Pausen von wenigen Tagen sind eher nützlich, Monate lange Pausen aus Sicht der Paartherapie aber eindeutig ungünstig.
Regel 2: Bevor die Beziehung in den Pause-Modus versetzt wird, ist es wichtig, dass die Partner offen das Projekt miteinander kommunizieren und gemeinsam das Pro und Contra abwägen. Auch ist es gut, das Ende der Beziehungspause verbindlich zu vereinbaren – sonst droht die Unsicherheit und Angst, dass die Partner nie mehr zusammenkommen könnten, übermächtig zu werden.
Empfehlung: Gelingt das nicht, sollte (spätestens jetzt) professionelle Unterstützung durch Paartherapie oder Paarberatung in Anspruch genommen werden.
Gehen oder Bleiben? Wie komme ich zu einer Entscheidung?
Wenn Du tief in der Beziehungskrise steckst und trotz vielem Nachdenken nicht sicher bist, ob du schluss machen sollst oder nicht, brauchst Du Abstand und Zeit, um Klarheit über deine Situation zu gewinnen und eine fundierte Entscheidung zu treffen:
1. Selbstreflexion. Frage Dich:
- Was sind die Hauptprobleme in meiner Beziehung?
- Wo werden meine grundlegenden Bedürfnisse und Werte nicht respektiert und erfüllt?
- Welche Aspekte der Beziehung funktionieren, machen mich sogar glücklich?
- Welche Veränderungen wären nötig, damit die Beziehung für mich wieder funktioniert?
2. Kommunikation mit dem Partner.
Offene und ehrliche Gespräche sind entscheidend. Spreche mit deinem Partner über deine Bedenken und Gefühle. Es ist wichtig, dass jeder der Partner versteht, wie der andere die Situation sieht und was jeder von Euch von der Beziehung erwartet.
3. Professionelle Beratung.
Überlege, ob eine Paartherapie oder eine individuelle Beratung sinnvoll ist. Ein professioneller Therapeut wird Dir helfen, Deine Gefühle und Gedanken zu ordnen, Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und zu entscheiden, ob und wie die Beziehung fortgesetzt werden kann.
4. Erwägen Sie eine Auszeit.
Manchmal kann eine zeitweilige Trennung helfen, die Dinge klarer zu sehen.
5. Feedback von Vertrauten.
Sprich mit Freunden, Kolleg:innen oder Familienmitgliedern, denen Du vertraust. Oft können Außenstehende, die dich gut kennen, wertvolle Perspektiven oder Einsichten bieten.
6. Bewertung der Machbarkeit von Veränderungen.
Überlegen Sie, ob die Probleme in der Beziehung lösbar sind. Manche Probleme, wie tiefe Wertkonflikte oder chronisches Fremdgehen, können schwer zu überwinden sein, während andere wie dysfunktionale (“schlechte”) Kommunikation durch gemeinsame Anstrengungen und therapeutischer Hilfe bewältigt werden können.
7. Vertraue auf dein Bauchgefühl.
Nachdem Du alle Informationen und Ratschläge gesammelt und analysiert hast, ist es wichtig, auch auf die Intuition zu hören. Oft weiß man tief im Inneren, was das Richtige ist, auch wenn es schwer fallen mag, danach zu handeln.
Ein letzter Gedanke: Manche schaffen es, die Probleme gemeinsam zu bewältigen, andere entscheiden sich dagegen für die Trennung. Nicht selten ist aber auch die Lage einfach die, dass sich ruhige Zeiten abwechseln mit kritischen Situationen und unerwarteten Entwicklungen, die man nicht unter Kontrolle hat. Da geschieht es leicht, dass sich weder für das Eine noch für das Andere entscheiden kann. Hält dieses für viele Wochen an, und helfen dir die obigen 7 Punkte nicht weiter, ist es hilfreich, dir professionelle Hilfe zu suchen.
Das kannst du mitnehmen
Abstand schafft Klarheit: Eine kurze Beziehungspause kann helfen, deine Gedanken zu ordnen und über die Beziehung nachzudenken, ohne dass du in ständigen Konflikten verstrickt bleibst.
Kommunikation ist entscheidend: Klare Regeln und offene Gespräche vor und während der Pause sind wichtig, um Missverständnisse und zusätzliche Unsicherheit zu vermeiden.
Entscheidung mit Unterstützung treffen: Nutze Selbstreflexion, Gespräche mit deinem Partner und gegebenenfalls professionelle Hilfe, um zu einer fundierten Entscheidung zu kommen – ob bleiben oder gehen.


