Phase 1: Schock, Erstarrung und Fassungslosigkeit
Die Entdeckung der Affäre löst einen massiven Schock aus. Natürlich macht es einen Unterschied, ob diese nach 1 Nacht schon beendet wurde oder seit 5 Jahren ein Doppelleben besteht: der Schock ist immer da:
- Viele Betroffene reagieren mit emotionaler Erstarrung, Leugnung, Taubheit. Alles wird in Frage gestellt:
- Warum wir?
- Warum jetzt?
- Was ist da gelaufen?
- Erste Impulse: Kontrolle suchen, Beweise sammeln, Vorwürfe aufbereiten. Der betrogene Partner will alles wissen.
- Und er/sie fragt sich: War etwas jemals echt?
Die Paartherapeutin versucht in dieser Phase das Paar zu stabilisieren, emotionale Sicherheit zu bieten, und das Paar von überhasteten Entscheidungen zu bewahren.
Phase 2: Wut und Anklage
Ist der Schock verarbeitet, folgen Wut, Schuldzuweisungen, oft heftige Vorwürfe.
- die klassischen Fragen Warum? Wer? Wann? Wie oft? kommen immer wieder hoch.
- Der untreue Partner wird angeklagt und muss sich rechtfertigen. Er/sie pflegt einen aufmerksamen oder liebevollen Umgang mit dem Partner, um das schlechte Gewissen zu beruhigen.
- Gefahr: Endlosspirale aus Beschuldigen, Rechtfertigen, Rückzug.
Der Paartherapeut gibt Raum für die Emotionen, achtet auf die Regeln für konstruktive Gespräche und hilft, dass das Paar in Verbindung bleibt
Phase 3: Verhandeln
Das Paar spricht über unerfüllte Bedürfnisse, Verletzungen, Beziehungsdynamiken in der Zeit vor der Affäre.
- Jetzt wird versucht, zu verstehen: Warum ist das passiert? Könnte es wieder passieren?
- Häufig werden Regeln verhandelt (Transparenz, Offenheit, Verzicht auf Kontakt).
- Viele erleben Ambivalenz:
- ein Anteil in ihnen sagt: Ja, wir können noch miteinander, und ich will ihn/sie wieder, er/sie gehört zu mir
- ein anderer Anteil in ihnen sagt: ich kann das nie wieder vergessen. Ich kann nicht so weitermachen.
Der Paartherapeut klärt, ob und wie Vertrauen wieder möglich ist.
Phase 4: Trauer und Depression
Viele erleben Phasen der tiefen Trauer um die „verlorene Beziehung“: sie “begraben” die Illusion der Treue und beklagen um die verloren gegangene alte Sicherheit.
- Es dominieren Traurigkeit, Erschöpfung, manchmal tage- oder wochenlang depressive Verstimmungen.
- Diese Phase wird oft übersehen, ist aber wichtig für echte Verarbeitung. Häufig kann sie wieder zurückspringen in Phase 3.
Die Paartherapeutin thematisiert den Abschied von der „alten“ Beziehung, und fördert die emotionale Verarbeitung der Verluste.
Phase 5: Äußere oder innere Erneuerung
Am Ende steht die Entscheidung:
- Trennung („äußere Erneuerung“): Das Paar geht auseinander, schafft klare Grenzen, regelt Folgethemen wie Kinder, Finanzen, Wohnung oder Haus.
- Versöhnung („innere Erneuerung“): Das Paar arbeitet an einer neuen Form der Beziehung mit bewusster Offenheit, neuen Regeln, oft tieferer emotionaler Verbindung.
Gelingt dies, berichten Paare oft von einer reiferen, bewussteren Partnerschaft — oder von der Freiheit, getrennt glücklicher zu sein.
Hinweise: Viele Therapeut:innen kombinieren dieses Modell mit Elementen der EFT / EFPT (Emotionsfokussierten Paartheraoie) oder IBCT (Integrative Behavioral Couple Therapy), um Paare durch diese Schritte zu begleiten.
Wer gerne Englisch liest, findet hier eine gut verständliche Darstellung: „Infidelity in Marriage: Understanding the Six Stages of Healing“ https://lifeatbestcounseling.com
Das kannst du mitnehmen
5 Phasen der Heilung: Nach einer Affäre durchläufst du Schock, Wut, Verhandlungen, Trauer und letztlich Erneuerung – sei es durch Versöhnung oder Trennung.
Verarbeitung braucht Zeit: In jeder Phase sind emotionale Unterstützung und Zeit wichtig, um die Beziehung zu verstehen oder Abschied zu nehmen.
Paartherapie hilft: Ein erfahrener Paartherapeut kann helfen, den Heilungsprozess zu strukturieren und Vertrauen wieder aufzubauen oder eine Trennung zu begleiten.


