Sex & Sexualität
Sex ist komplex
Auf Dauer guter Sex ist eher selten
Löst Paartherapie die Probleme im Schlafzimmer?
Nicht immer. Aber sie hilft dem Paar, die Gespräche zu führen, die sie schon lange hätten führen müssen – aber bisher nicht miteinander führen konnten. Die Paartherapie bietet Raum für Fragen wie:
- Wie sprechen wir über Sex, ohne Scham oder Vorwurf?
- Wie entsteht Lust – individuell und gemeinsam?
- Was bedeutet Intimität für mich – körperlich und emotional?
- Wie können wir körperlich wieder in eine tiefe Verbindung kommen?
Sexuelle Bedürfnisse ändern sich –
das ganze Leben lang
Sexuelle Wünsche und Erwartungen verändern sich im Laufe einer Beziehung – manchmal schon wenige Wochen nach der ersten gemeinsamen Nacht. Das führt nicht selten zu Unzufriedenheit, Rückzug oder Streit. Häufig aber wird das Thema erst spät oder gar nicht angesprochen. Das kann über Jahre hinweg zu Missverständnissen führen.
Sexualität im Verlauf der Beziehung
Folgende Herausforderungen verstärken aber die Ausdünnung der Sexualkontakte:
- Emotionale Distanz: Wenn sich emotionale Konflikte oder Entfremdung entwickeln, kann dies das sexuelle Verlangen und die Intimität beeinträchtigen.
- Unausgesprochene Unzufriedenheit: Mangelnde Kommunikation über sexuelle Bedürfnisse und Wünsche kann zu Frustrationen führen, die das sexuelle Erleben beeinträchtigen.
- Krankheit: Länger dauernde gesundheitliche Probleme beeinträchtigen die sexuelle Funktion und das Verlangen.
- Stress und Druck: Beruflicher Stress, finanzielle Sorgen oder Probleme in der Kindererziehung können das sexuelle Interesse und die Energie massiv beeinflussen.
Sex während Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit
- In der Schwangerschaft wird das Interesse an Intimität und Sex oft als schwankend erlebt. Also gibt es mal mehr Lust und mal weniger Lust auf Sex. „Schuld“ daran sind die Hormonschwankungen, ihre Folgen (wie z.B. häufiges Erbrechen) sowie andere körperliche Probleme sowie die emotionale Grundstimmung in der Paarbeziehung.
- Geburt: Während Sex oft bis unmittelbar vor der Geburt möglich ist (bei drohender Übertragung wird er sogar empfohlen), bricht der Intimkontakt nach der Geburt eines Kindes erstmal komplett ab. Die Gründe:
- Der Genitalbereich der Frau ist entzündet, oft auch durch Dammriss- oder Dammschnitt verletzt, und muss sich erholen.
- Die Partnerin ist zumeist übermüdet, muss das Neugeborene versorgen und sich an die Mutterrolle anpassen.
- Stillzeit. Ärzte und Hebammen empfehlen, nach einer normalen vaginalen Geburt etwa sechs Wochen zu warten, bevor sexuelle Aktivitäten wieder aufgenommen werden. Nach einem Dammschnitt oder Dammriss kann eine längere Pause notwendig sein.
- Wurde der Dammschnitt oder Dammriss vernäht, kann der Scheideneingang schmerzhaft verengt sein.
Die Uhr des Lebens tickt auch im Schlafzimmer: Sex im höheren Lebensalter
Bei Männern beginnt der altersbedingte Rückgang der Erektionsfähigkeit meist schleichend – oft bereits ab dem 40. Lebensjahr, zunächst kaum spürbar, später deutlicher. Um das 50. Lebensjahr merken viele Männer erstmals, dass manche Dinge „nicht mehr so wie früher“ funktionieren.
Auch die Refraktärphase – also die notwendige Pause nach der Ejakulation – wird mit zunehmendem Alter länger. Häufig berichten Männer, dass die Erektion nicht durchgängig gehalten werden kann oder bereits kurz nach Penetration wieder abnimmt.
Weitere Faktoren: Gesundheit, Körperbild, Zyklus
- Gesundheitliche Belastungen wie chronische Erkrankungen, Schmerzen, Schlafdefizite (z. B. bei Stillzeiten) oder hormonelle Veränderungen senken Lust und die Sexualfunktion.
- Übergewicht und negative Körperwahrnehmung führen häufig dazu, dass Berührungen vermieden oder Sexualität zurückgehalten wird – oft unbewusst.
- Für jede Frau ändert sich das sexuelle Erleben, aber auch das Interesse an Sex regelmäßig im Verlauf ihres Monatszyklus. Sexuelle Lust und das sexuelle Erleben sind in den fruchtbaren Tagen am größten – also in den 2–3 Tagen vor dem Eisprung und am Tag des Eisprungs selbst.
- Angst vor ungewollter Schwangerschaft ist ein wahrer Lustkiller: Die sexuelle Lust kann komplett zum Erliegen kommen – auch in ansonsten stabilen Beziehungen.
Geht auch Beziehung ohne Sex?
- So fand die Universität Chicago heraus, dass Paare mit häufigerem Sex zufriedener mit ihrer Beziehung sind.
- Eine Studie aus Bonn zeigte, dass Sex die Kommunikation zwischen Partnern verbessern kann.
- Gleichzeitig belegen andere Studien – etwa aus dem US-Bundesstaat Indiana –, dass Paare ohne Sex genauso glücklich sein können wie sexuell aktive Paare – vorausgesetzt, die Beziehung ist in anderen Bereichen stabil und erfüllend.
Weniger Sex – mehr Sicherheit?
Kein Sex bedeutet nicht das Ende einer Beziehung
Paartherapie in Augsburg
Manchmal braucht es nur einen ersten Schritt, um wieder zueinanderzufinden. Meldet euch gerne und wir schauen gemeinsam, wie ich euch unterstützen kann.
Vertraut, verbunden – und ohne Sex? Über platonische Freundschaften
Das bedeutet
- Respekt für die bestehende romantische Beziehung,
- Offenheit und Ehrlichkeit in der Kommunikation,
- Beachtung der in der Beziehung vereinbarten oder der sonst üblichen Grenzen wie zum Beispiel die Anmietung getrennter Zimmer bei Reisen.
Was hilft, damit es gut bleibt?
Welche Rolle hat heute die Monogamie?
Aufruf zur Gelassenheit
Sex mit der/dem Falschen – kleine Begriffskunde
seltener stattfinden. Sie wird entsprechend viel häufiger als Grenzüberschreitung erlebt. Studien
differenzieren aber: Frauen bewerten einen Kuss außerhalb der Beziehung häufiger als Untreue als
Männer.
Andere Begrifflichkeiten verweisen stärker auf Konvention und Regelbruch:
- Ehebruch bezeichnet Untreue innerhalb einer Ehe – ein juristisch und moralisch aufgeladener Begriff, der heute kaum noch verwendet wird.
- Untreue ist der eher klassische Ausdruck für den Bruch gemeinsamer Vereinbarungen, meist bezogen auf sexuelle Exklusivität, manchmal auch emotional.
- Betrug wird oft synonym mit Fremdgehen verwendet – betont aber stärker den Aspekt der Täuschung, etwa durch Lügen, Heimlichkeiten oder Verschweigen.
Paartherapie in Augsburg
Manchmal braucht es nur einen ersten Schritt, um wieder zueinanderzufinden. Meldet euch gerne und wir schauen gemeinsam, wie ich euch unterstützen kann.
Polyamorie und offene Beziehung: Ansätze, die populärer werden
- Die Kernbeziehung – oft in Form einer Ehe oder langjährigen Partnerschaft – bleibt dabei bestehen.
- Wie genau die Öffnung gelebt werden soll, ist Verhandlungssache. Viele Paare vereinbaren Regeln: etwa wann, mit wem oder unter welchen Bedingungen Intimkontakte erlaubt sind.
- Häufig wird auch ein sogenannter „Kondomvertrag“ abgeschlossen, um Safer Sex außerhalb der Hauptbeziehung sicherzustellen.
- Im Idealfall sind alle Beziehungen gleichwertig, doch in der Praxis entsteht oft eine Hierarchie – etwa zwischen einer „Hauptbeziehung“ und weiteren sekundären Verbindungen.
- Polyamorie erfordert ein hohes Maß an Kommunikation, Reflexion und Selbstverantwortung.
- Und sie verlangt, dass Eifersucht und Besitzdenken bewusst bearbeitet werden – was nicht jedem gelingt.
Warum entscheiden sich Paare für eine offene oder polyamore Beziehung?
Offene Beziehung auf Probe?
Fremdgehen & Affären – menschlich und trotzdem schädlich (meistens)
- Fremdgehen passiert heimlich, hinter dem Rücken des Partners oder der Partnerin.
- Fremdgehen kann einmalig (z. B. “One-Night-Stand”) oder wiederholt passieren.
- Im allgemeinen Sprachgebrauch schließt Fremdgehen sexuelle Handlungen mit ein, aus Sicht der Psychotherapie gibt es auch emotionales Fremdgehen (intime Geheimnisse, Verliebtheit).
Weltweit ein Massenphänomen
Fremdgehen trotz glücklicher Beziehung?
Ja, auch das kommt vor. Etwa zehn Prozent der Affären entstehen, obwohl die Beziehung intakt wirkt: mit Liebe, Nähe und sogar gutem Sex. Doch der Reiz des Neuen, die zufällige Gelegenheit oder das Bedürfnis nach Selbstbestätigung können stärker sein als die Stimme der Vernunft. Wenn in stabilen Partnerschaften Untreue auftritt, helfen die Umstände oft kräftig mit:
- Nähe durch andere Kontexte: Etwa im Kollegenkreis, in der Selbsterfahrungsgruppe, in der Bigband oder im Yogakurs – emotionale oder körperliche Nähe entsteht.
- Reisen oder längeres Getrenntsein: Geschäftsreisen oder andere Formen physischer Trennung schaffen Gelegenheiten – besonders wenn sich jemand einsam oder innerlich abgehängt fühlt.
Kann man den “alten” Partner weiter lieben, trotz Affäre?
Fremdgehen ist fast immer ein Bindungsverletzung
Männern und Frauen – unterschiedliche Muster beim Fremdgehen?
Männer und Frauen ticken nicht gleich. Die folgenden Faktoren spielen vor allem für Männer eine Rolle:
- Suche nach sexueller Abwechslung: Männer nennen oft das Bedürfnis nach sexueller Vielfalt als wichtigstes Motiv für ihre Untreue. Sie suchen andere sexuelle Erfahrungen als die, die sie in ihrer aktuellen Beziehung erleben.
- Erloschenes Sexleben: Wenn „zu Hause nichts mehr geht“, wächst die Versuchung.
- Gelegenheit macht Seitensprung: Studien zeigen, dass Männer mehr als Frauen dazu tendieren, Gelegenheiten, die sich anbieten beherzt zu ergreifen – besonders wenn sie erwarten, nicht erwischt zu werden, zum Beispiel auf beruflichen Reisen.
Und das ist für Frauen besonders wichtig:
- Suche nach emotionaler Verbindung: Frauen geben häufiger an, dass emotionale Vernachlässigung oder mangelnde emotionale Verbindung mit ihrem Partner der Hauptgrund für ihre Untreue ist. Sie suchen oft eine tiefere emotionale Verbindung, die sie in ihrer aktuellen Beziehung vermissen. Öfters kommt es auch gar nicht zum Sex – es bleibt bei der emotionalen Affäre.
- Unzufriedenheit in der Beziehung: Frauen gehen häufiger fremd, wenn sie unzufrieden mit ihrer Beziehung sind, mangelnde Kommunikation und fehlende Nähe beklagen und sich nicht gesehen und alleingelassen fühlen,
- Bestätigung und Selbstwertgefühl: Die Sehnsucht nach Anerkennung und Gesehenwerden kann stärker sein als die Loyalität.
Fremdgehen und Affären füllen Lücken – zerstören aber Vertrauen
Und dann? Paartherapie. Vielleicht.
Nicht selten ist es genau der Scherbenhaufen nach der Affäre, der Paare dazu bringt, sich Hilfe zu holen. In der Therapie wird oft zum ersten Mal offen ausgesprochen, was vorher unter der Oberfläche gärte:
- Was hat gefehlt?
- Wo haben wir einander aus den Augen verloren?
- Was wollen wir künftig schützen – und was verändern?
Ist das ein Freipass zum Fremdgehen?
Probleme mit der Sexualität als Thema der Paartherapie
Sexualität ist ein Barometer der Beziehung
Typische Ausgangslagen in der Praxis
- Einer der Partner hat deutlich mehr Lust als der andere – und drängt. Der andere zieht sich zurück. Das verstärkt den Druck. So entsteht ein sich selbst verstärkender Kreislauf aus Nähewunsch und Rückzug.
- Unterschiedliche Vorlieben oder Bedürfnisse (z. B. Häufigkeit, Art des Kontakts) führen zu Frustration, aber nicht zu offenem Austausch – aus Angst, verletzt oder beschämt zu werden.
- Nach Affären oder emotionalen Brüchen ist der Körperkontakt blockiert – nicht aus Unlust, sondern aus Unsicherheit.
Körperliche, psychische und beziehungsbezogene Ursachen greifen ineinander
- Körperliche Faktoren: hormonelle Veränderungen (z. B. in der Menopause), Erkrankungen, chronischer Stress, Medikamente (z. B. Betablocker oder Antidepressiva)
- Psychische Faktoren: Depression, Angststörungen, Trauma (z. B. sexualisierte Gewalt), geringes Selbstwertgefühl
- Beziehungsdynamische Faktoren: ungelöste Konflikte, Misstrauen, emotionale Distanz, unausgesprochene Bedürfnisse oder Enttäuschungen
Sexuelle Dysfunktionen – medizinisch klar definiert
Wenn die Probleme länger als sechs Monate bestehen und zu persönlichem Leid oder partnerschaftlicher Belastung führen, spricht man aus sexualmedizinischer Sicht von einer sexuellen Dysfunktion. Die häufigsten sind:
- verminderte sexuelle Lust (Libidoverlust, sexuelle Aversion)
- Erektionsstörung beim Mann
- Lubrikationsstörung (unzureichende Befeuchtung) bei der Frau
- Orgasmusstörung (verzögerter, ausbleibender oder vorzeitiger Orgasmus)
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
- unwillkürliche Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur (Vaginismus).
Diagnostik: Was braucht es wirklich?
Was kann eine Paartherapie leisten?
- Offene Kommunikation fördern: Viele sexuelle Probleme lassen sich nicht „lösen“, aber verändern, wenn Bedürfnisse, Ängste und Fantasien ausgesprochen werden dürfen – ohne Scham oder Schuld.
- Blockierende Dynamiken auflösen: Die Paartherapie hilft, festgefahrene Muster zu erkennen – etwa den „Drucker“ und den „Vermeider“ – und neue Wege zu Nähe und Intimität zu eröffnen.
- Sex neu definieren: Gerade wenn körperliche Einschränkungen bestehen (z. B. Erektionsprobleme, Scheidentrockenheit), kann es hilfreich sein, Intimität nicht auf Penetration zu beschränken. Oralsex, Streicheln oder einfach zärtliche Präsenz können genauso erfüllend sein – wenn beide offen dafür sind.
- Scham und Leistungsdruck abbauen: Der emotionale Raum der Therapie kann helfen, Sexualität wieder spielerisch, neugierig und verbunden zu erleben.